Aktive Aphasiker Rhein-Main

 



INFORMATIONEN ÜBER APHASIE

 Häufigkeit - Schädigung und Reorganisation der Sprache - Aphasietherapie

Häufigkeit der Aphasie  

Verlust und Störungen der Sprache nach Erkrankungen des zentralen Nervensystems sind eine wichtige Herausforderung für die neurologische und verhaltensmedizinische Behandlung.
In
Deutschland überleben jährlich rund 2.000 Menschen pro 1 Million Einwohner einen Schlaganfall. Bis zu 40% von ihnen, also ca. 800 pro 1 Million Einwohner, erleiden eine Aphasie. Bei rund der Hälfte dieser Patienten bleibt die Aphasie Monate, oft Jahre lang bestehen. Deshalb ist die Gesamtzahl der zu jedem gegebenen Zeitpunkt an Aphasie erkrankten Menschen mindestens 3mal so hoch. Allein nach Schlaganfall leiden in Deutschland rund 90.000 Menschen an Störungen und Verlust ihrer Muttersprache. Nimmt man andere Krankheitsursachen hinzu, insbesondere Hirnverletzungen nach Unfällen, sowie Abbauerkrankungen im Alter, dann sind in Deutschland mehr als 100.000 Menschen   durch eine Aphasie betroffen. Die Aphasie ist häufig von   Halbseitenlähmungen, Gesichtsfelddefekten und neuropsychologischen   Ausfällen, insbesondere Einschränkungen der Aufmerksamkeit, des   Arbeitsgedächtnisses und der Handlungsplanung begleitet.

 
Schädigung und Reorganisation der Sprache
 
Welche Chancen bestehen für eine Wiederherstellung?
Eine völlige Wiederherstellung ist nur
dann zu erreichen, wenn das zugrunde liegende Hirngewebe im Sprachzentrum strukturell ungestört blieb, aber in seinen Funktionen vorübergehend beeinträchtigt wurde. In diesen Fällen bildet sich die Sprachstörung bereits rasch in der Akutphase zurück, und eine völlige Wiederherstellung kann im  Verlauf von wenigen Monaten erreicht werden.

Bei bleibenden Schädigungen des Sprachzentrums ist
 das   menschliche Gehirn in der Lage, die gestörten Sprachfunktionen zu   ersetzen und zu kompensieren. Die modernen bildgebenden Verfahren   belegen in eindrucksvoller Weise, dass selbst im chronischen Zustand,   also Monate und Jahre nach Eintritt der Hirnschädigung,   Reorganisationsprozesse stattfinden können, vorausgesetzt die Patienten sind motiviert und lernfähig. Der zeitliche Aufwand ist ähnlich groß wie  beim Lernen einer Fremdsprache durch ein gesundes Gehirn im   Erwachsenenalter. Allerdings besteht ein   gravierender Unterschied: Spontanes Sprachlernen ist nach Schädigung des  Sprachzentrums nicht möglich. Gezielte, auf die jeweilige Störung genau  abgestimmte logopädische Behandlung muss die Lernvorgänge einleiten,  unterstützen und in zeitlichen Abständen auffrischen.

Aphasietherapie

In jeder klinischen Verlaufsphase – akut, postakut, frühchronisch und spätchronisch – sind beson- dere  Formen und Methoden der Aphasietherapie notwendig. Insbesondere der jüngere, generell lernfähige Aphasiepatient benötigt logopädische Behandlung von hoher Intensität. Bei schweren und komplexen   Störungen muss sich die Behandlung über längere Zeiträume erstrecken, wobei sich Intervalltherapien gut bewährt haben, d.h. der Wechsel   zwischen Perioden intensiver Therapie und Therapiepausen. Die   Notwendigkeit von Langzeittherapien ist bei zentralen Sprach- und   Sprech-störungen wissenschaftlich anerkannt, und wurde deshalb von den   Kostenträgern auch als thera-peutische Maßnahme in die   Heilmittelverordnung übernommen.

 
Die Behandlung von Aphasien kann nur durch speziell ausgebildete Sprachtherapeuten, in der Regel
Logopäden, durchgeführt werden. Die Aphasiefachgesellschaften haben für die Behandlung detaillierte Leitlinien erarbeitet. Das Sozialgesetzbuch sieht vor, dass die notwendigen therapeutischen Maßnahmen je nach Einzelfall als ambulante Behandlung, als stationäre Rehabilitationsbehandlung oder als stationäre Krankenhausbehandlung durchgeführt werden. Die stationäre Krankenhaus-behandlung muss Patienten mit besonderen medizinischen und therapeutischen Voraussetzungen vorbehalten bleiben und kann nur an wenigen, hoch spezialisierten Einrichtungen durchgeführt werden.

Literatur:
W. Huber, K. Poeck, L. Springer,  Klinik und Rehabilitation der Aphasie: Eine Einführung für Ärzte,  Therapeuten, Angehörige und Betroffene.
Thieme, Stuttgart, 2006

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